Olaf Jahnke Photographie
 

FREIE PROJEKTE

Rote Armee Fraktion Topographie Frankfurt

Gefördert durch ein Stipendium der Hessischen Kulturstiftung


Link zum Artikel Frankfurter Rundschau

Link zum Artikel in der FAZ


 

Buch und Fotoausstellung

Seit 1982 arbeite ich in Frankfurt, habe auch einige Jahre hier gewohnt.
Speziell ältere Kollegen erzählten mir früher, dass damals in der einen
oder anderen Ecke Frankfurts Mitglieder der RAF einen Unterschlupf
gefunden hatten.

Meistens wurde von Bornheim oder, etwas konkreter,
der Berger Straße gesprochen. Die Taten der Gruppe im Hinterkopf, lief
mir dann ein Schauer über den Rücken, beim Gedanken, dort
unwissentlich möglicherweise einem Terroristen begegnet zu sein.
Wenn es mir bereits so geht, wie müssen sich die Betroffenen fühlen?
Polizisten, die in einen Schusswechsel mit den Mitgliedern der RAF
gerieten oder nach den Anschlägen die grausame Wirkung von Bomben
sahen, ganz zu schweigen natürlich von den Opfern selbst und ihren
Angehörigen, sie leiden ein Leben lang unter den Folgen.


Mit der RAF bringt man wahrscheinlich eher Berlin oder bestimmte
Anschlagsorte wie Karlsruhe in Verbindung. Umso überraschter war ich
zu Beginn meiner Recherche bei der Lektüre des Standardwerks „Der
Baader-Meinhof-Komplex“ von Stefan Aust.
Hier schreibt Aust ganz deutlich, dass Andreas Baader sehr schnell
Frankfurt als neues Hauptquartier ausgewählt hatte. West-Berlin war
Baader aufgrund der Inselsituation zu eng geworden, in Hamburg hatte
die Gruppe bereits einige Rückschläge erlitten.
Baader kannte Frankfurt, hier verübte er 1968 zusammen mit Gudrun
Ensslin, Thorwald Proll und Horst Söhnlein die Brandanschläge auf die
beiden Kaufhäuser, hier wurde er vor Gericht gestellt und er saß in
Frankfurt in Haft.
Ein wie ich finde erstaunlicher Abschnitt war der Zeitraum zwischen der
einstweiligen Haftentlassung wegen des Revisionsantrags und der
Flucht von Baader und Ensslin. In diesen Monaten in 1969 wohnten die
beiden legal in Wohngemeinschaften im Frankfurter Westend.
Sie erhielten sogar Zuschüsse vom Jugendamt der Stadt Frankfurt, weil
sie Jugendliche betreuten. Diese kamen damals in immer größerer Zahl
aus den sogenannten Erziehungsheimen, in denen schlimme Zustände
herrschten. 

Die Möglichkeit, in Frankfurt eine Bleibe zu finden, sprach
sich unter den jungen Leuten derart herum, dass immer wieder
Wohnraum mit finanzieller Unterstützung der Stadt Frankfurt angemietet
wurde, sogar das Diakonische Werk stellte eine Wohnung zur Verfügung.
Leider habe ich diese Adressen trotz sehr intensiver Recherche nicht
herausfinden können. Sie liegen zwar in den Akten des BKA, das
Bundeskriminalamt lehnte es aber ab, mir diese Anschriften zu geben.
Weitere Quellen waren für mich die verschiedenen Archive, einige
Informationen unterliegen aber dem Datenschutz, so dass speziell
staatliche Institutionen zum Teil verschlossen blieben. Die Presse kannte
in den 70er Jahren noch keinen Datenschutz, die Printarchive waren die
besten Quellen, um an die Adressen zu kommen, die Sie in diesem Buch
als Bilder sehen können.

Auch ohne die Adressen von 1969 konnte ich in Frankfurt und Umgebung
mehr Orte finden, die in Zusammenhang mit der RAF stehen, als ich bei
der Planung des Projekts erwartet hatte.
Ich wollte aber nicht jedes Haus abbilden, in dem ein RAF-Mitglied die
eine oder andere Nacht verbrachte, jede Kneipe zeigen, in der ein
Terrorist ein Bier getrunken hat, sonst wäre die Zahl der Orte in Frankfurt
deutlich in die Höhe geschnellt.
Das damals Geschehene hat sich relativ stark in der Erinnerung der
Menschen verankert. Ich war überrascht, als an Orten wie dem Eiscafé in
Rüsselsheim oder vor dem Wohnhochhaus in Frankfurt-Bornheim mir
sofort jemand unaufgefordert sagte, dass hier Terroristen gewohnt haben
beziehungsweise verhaftet wurden, kaum dass ich die Kamera aufgebaut
hatte. Insofern glaube ich, dass diese Orte mit einer Emotion aufgeladen
werden. Jeder Mensch bringt seine eigenen Gedanken und Gefühle ein.

Das Buch ist bei mir erhältlich zum Preis von 29€